Fritz Probst war eine beeindruckende Persönlichkeit und eine bedeutende Person im Kampf gegen Faschismus und für Demokratie. Seine Biografie ist sowohl imponierend als auch eine Mahnung und Motivation, den rechten und reaktionären Kräften nicht kampflos das Feld zu überlassen.
Fritz Probst wurde im Februar 1916 in Wien geboren. Er war bereits in frühen Jahren politisch aktiv, als Jugendlicher betätigte er sich während der Zeit des Austrofaschismus in illegalen Organisationen, wie beispielsweise den Roten Falken. Nach und nach engagierte er sich immer mehr im Kommunistischen Jugendverband, den er auch mitgegründet hat. Ziel des Verbandes war es, der Bevölkerung durch ihre Aktionen zu signalisieren, dass der antifaschistische Widerstand durch das Dollfuß- Regime nicht gebrochen wurde. Eine Aktion des damals im 10. Bezirk ansässigen Fritz Probst war es, gemeinsam mit anderen WiderstandskämpferInnen an allen belebten Kreuzungen in Favoriten Plakate aufzuhängen, um aufzuzeigen, dass selbst nach den Kämpfen des 12. Februar die ArbeiterInnenklasse nicht bezwungen wurde. Diese antifaschistische Arbeit führte dazu, dass Fritz Probst mehrere Male inhaftiert wurde. Dennoch schreckten ihn diese Repressionen nie davon ab, für seine politische Überzeugung einzustehen.
Nach dem Anschluss Österreichs an das nationalsozialistische Deutschland musste er einerseits aufgrund seiner politischen Aktivitäten, andererseits aufgrund seiner jüdischen Herkunft fliehen. Er emigrierte über Prag, Polen und Schweden nach Großbritannien, wo er die Exilorganisation „Young Austria“ mitbegründete. Der Verein veranschaulichte durch kulturelle und politische Aktivitäten die Eigenständigkeit Österreichs, bot aber auch ein Stück Heimat für vertriebene jüdische Jugendliche. 1943 meldete sich Fritz Probst so wie ca 3.000 andere Österreicher für die britische Armee, um für die Befreiung Österreichs zu kämpfen. Zwei Jahre später und schwer verwundet kehrte er nach jahrelangem Exil nach Wien zurück.
Nach seiner Rückkehr arbeitete er beim Globus Verlag und legte ein besonderes Augenmerk auf die Aufklärung faschistischer Regime und über die Verfolgung der in Österreich ab 1933 verbotenen ArbeiterInnenorganisationen. Er fokussierte seine Arbeit v.a. auf Schulen und Vereine, um bei Jugendlichen ein Bewusstsein über diese Zeit zu schaffen.
Im März 2011 trat Fritz Probst für die Aberkennung des Ehrengrab-Status für Engelbert Dollfuß auf dem Hietzinger Friedhof ein. Ein Jahr später wurden mit dem „Aufhebungs- und Rehabilitierungsgesetz“ die unter dem Austrofaschismus verhängten Urteile gegen WiderstandskämpferInnen aufgehoben. Dies sei laut ihm ein wichtiges Signal an die Öffentlichkeit und die Politik, dass man im Falle des Austrofaschismus keinesfalls von einer geteilten Schuld sprechen kann. Dennoch zeigt es auch das Geschichtsverständnis und Aufarbeitungskultur in Österreich, da man 78 Jahre darauf warten musste.
Sein Leben im Exil und seine antifaschistischen Handlungen schildert er in zwei Erinnerungsbänden: Mein Leben im Widerstand und Abschied am Westbahnhof. Young Austria. Ein Heldenepos vertriebener Kinder. Fritz Probst, einer der letzten Zeitzeugen des Dollfuß- Regimes und aktiver Antifaschist verstarb im April 2014 im Alter von 98 Jahren.
Text: Nikolina Franjkic Faktorartikel: Heft 04/2014 - Seite 29