Gewalt an Frauen & Vergewaltigungen – das darf NICHT passieren!

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Am 25. November ist der internationale Tage gegen Gewalt an Frauen. In Österreich ist jede 5. Frau einmal in ihrem Leben von Gewalt betroffen und nicht einmal eine von zehn Vergewaltigungen zur Anzeige gebracht, und nicht einmal jede 5. Anklage führt zu einer Verurteilung.

Häusliche Gewalt an Frauen

Jede 5. Frau in Österreich ist von Gewalt betroffen.

Dabei wird zwischen mehreren Formen der Gewalt unterschieden:

  • psychischer (Drohungen „Ich bring dich um“ „Ich nehm dir deine Kinder weg“; Beleidigungen, Stalking, Kontrolle, etc.)
  • physischer (Schlagen, Treten, Festhalten, Verbrennen, etc.)
  • sexuellen (Zwingen zu Sex, Nötigung zu erotischen Fotoshootings oder Prostitution, etc.)
  • ökonomischer/sozialer (Warmwasser abdrehen, kein Geld zu Verfügung stelle, vor der Außenwelt isolieren)

Wichtig ist an dieser Stelle zu erwähnen, dass diese Formen in den meisten Fällen gemeinsam auftreten. Die Täter sind oftmals Ehemänner, Lebensgefährten, Väter, Onkel, oder Brüder.

Den meisten Frauen fällt es schwer sich von ihrem gewalttätigen Partner zu lösen und Notstellen aufzusuchen. Zu groß ist die Angst, dass sich die Lage nach dem aufsuchen von Notstellen verschlimmert. Doch die Frauennotrufe bieten die Möglichkeit anonym und unverbindlich anzurufen, sie stehen einen mit Rat und Tat zur Seite und helfen auch wenn nötig weitere rechtliche Schritte ein zu leiten. Gewalt in der Familie betrifft nicht nur die ärmeren Sozialschichten sondern ist in jeder Sozialschicht präsent. Ein Grund mehr wieso darauf aufmerksam gemacht werden muss!

In Wien gibt es vier Frauenhäuser, die misshandelte Frauen und ihre Kinder aufnehmen und ihnen Schutz vor den aggressiven Männern bieten. Dort werden auch alle Beweismittel solang sie vorhanden sind, in Form von Fotodokumentation der blauen Flecken, etc. gesichert. Es wird bei gerichtlichen Verfahren unterstützt und gemeinsam versucht einen Neuanfang zu ermöglichen. Dabei ist darauf hinzuweisen, dass der Aufenthalt im Frauenhaus auf freiwilliger Basis passiert und jede Frau auch die Möglichkeit hat wieder nach Hause zurückzukehren. Auch muss man von dem Bild des „Monsters“ als Täter Abstand nehmen. Natürlich gibt es (leider sehr viele) Fälle mit absoluten Sadisten, es gibt aber auch Fälle, wo der Mann eine Anti-Aggressionstherapie macht und die Familie wieder zusammen findet oder wo danach eine Art Freundschaft entstehen kann.

Auslöser für die häusliche Gewalt sind meist: Besitzansprüche des Mannes, Eifersucht Anspruch auf Dominanz Macht und Kontrolle verbunden mit „Bestrafung“ der Frau Erwartungen bzw. Uneinigkeit bezüglich der Hausarbeit und finanzieller Ressourcen Erziehung und Betreuung der Kinder sexuelle Ansprüche Alkohol-, Drogenprobleme

    

Das größte Tabuthema im Gewaltkontext- die sexuelle Gewalt

Vergewaltigungen passieren tagtäglich, betreffen nicht nur Frauen sondern auch Männer, und sind deswegen ein allgegenwärtiges Thema, doch stellt sich hier die Frage: Wieso ist Vergewaltigung immer noch ein Tabuthema? Wird es Vergewaltigungsopfern nicht schon schwer genug gemacht?

Es ist kein leichter Schritt zur Polizei zu gehen und mit einem Fremden offen über ein so traumatisches Erlebnis zu reden. Aber selbst nachdem man die Überwindung gefunden hat diesen Schritt zu unternehmen wird es Betroffenen nicht einfach gemacht. Es werden Fragen gestellt wie: Wie oft man schon Geschlechtsverkehr hatte. Wie viele Partner man schon hatte. Ob man vor der Vergewaltigung Suchtmittel ( Alkohol, Drogen, ect.) konsumiert hat. Was man an dem Tag getragen hat. Sachen die alle nicht wirklich relevant sind, denn was ändern sie an der Situation? Es macht die Vergewaltigung nicht weniger schlimm als sie war/ist und schon gar nicht wird diese dadurch legitimiert. Zu den ganzen Behördengängen kommen noch die psychologischen und medizinischen Tests die auch nicht grade die angenehm für die Opfer sind. Danach folgen noch, wenn man es denn so will, Sitzungen bei einem Psychologen der einem bei der Verarbeitung des Traumas helfen soll.

Positionierung der Opfer und TäterInnen in den Medien

Den Opfern wird viel zu oft in den Medien Mitschuld zugesprochen.
Man stellt wie bei den Behörden zuvor unangemessene Fragen: Wieso war er/sie dort? Was hat sie/er dort gemacht? Wieso hatte sie dieses Kleid an? Wieso hat er sich nicht gewehrt?
Man verharmlost so eine Tat die NIEMALS verharmlost werden darf!
Egal unter welchen Umständen, eine Vergewaltigung ist NIE berechtigt!

Durch solch eine Medialer Einwirkung nimmt man Opfern von sexuellem Missbrauch noch mehr den Mut das Vergehen zu melden, sie verlieren die Hoffnung auf Hilfe und bekommen angst vor Verurteilung. Dabei werden sexuelle Delikte viel zu selten behandelt, und strafrechtlich verfolgt.

90% der Sexualverbrechen werden nicht angezeigt

70% aller Anzeigen landen NICHT vor Gericht weil sie von der Staatsanwaltschaft abgelehnt wird.

87% aller Gerichtsverhandlungen in Österreich enden mit einem Freispruch

-in Summe erhalten mehr als 99% der Vergewaltiger NIE eine Strafe!

In nur 5% der Fälle sind die TäterInnen Fremde, meistens befinden sie sich im unmittelbaren Umfeld sitzen neben den Opfern in der Arbeit/Uni und sind Bekannte oder Verwandte.

Tabu-Thema vergewaltige Männer

Männer als Vergewaltigungsopfer sind bisher ein Tabu-Thema, da es nicht in das Gesellschaftsbild des starken Mann passt, und auch weil die Scham der Opfer oftmals noch größer ist als bei Frauen. Die Angst ist verstärkt, nicht ernst genommen zu werden, und keine Hilfe zu bekommen.

Trotzdem passieren Vergewaltigungen an Männern häufiger als vermutet. Es wird davon ausgegangen, dass ca. 3% der Männer weltweit in ihrem Leben sexuelle Gewalt erfahren mussten, die Dunkelzahl ist wahrscheinlich höher.

Viele haben automatisch den ‘starken’ Mann und die ‘schwache’ Frau vor ihrem geistigen Auge, doch dies ist nicht immer der Fall. Männer können genauso von Frauen vergewaltigt werden. Dies erfolgt meist durch Gewalt oder Androhung von Gewalt, oder auch mit Mitteln wie zB. Viagra. Jeder Mensch kann gegen seinen Willen zu einem sexuellen Act gezwungen werden, das liegt daran, dass es sich um eine körperliche Reaktion handelt, die nur bedingt dem bewussten Willen unterworfen ist. Die Vergewaltigung von Männern sind durchaus Realität, und die Täter sind nicht nur andere Männer, sondern auch Frauen.

Das soziale Umfeld
Die Verarbeitung des psychischen Traumas hängt stark von dem sozialen Umfeld des Opfers, und dessen Umgang mit der Vergewaltigung.

Familie und Freunde reagieren meist geschockt und behandeln den/die betroffene wie ein rohes Ei, doch was die meisten nicht verstehen die betroffenen wollen einfach nur vergessen und ein normales Leben führen. Wie soll das möglich sein, wenn Freunde den/die Betroffenen nicht mehr zu Veranstaltungen mitnehmen weil sie Angst haben, dass die Person zu schwach ist, um einer Party-Situation stand zu halten, man kann sich als nicht in die Psyche rein versetzen,  und weiß nicht was sie/ ihn überfordert, wo die Grenzen sind. In dem Sinn sollten nicht nur die ‘Opfer’ selber sondern auch die Familien und Freunde die auch mitbetroffen sind, Unterstützung bekommen. Damit verhindert wird dass diese Person in die Opferrolle gedrängt wird, und durch Außeneinwirkungen seine/ihre Ängste verstärkt werden und somit das Ziel, nämlich die Verarbeitung des Traumas und Zurückführung in ein normalisiertes Leben verfehlt wird. In der Zeit nach der Gewalttat verlieren die Opfer, meist auch viele Menschen aus ihrem Freundeskreis, da viele mit Abwehr auf solch ein Thema reagieren, hilflos sind, Distanzierung wird als Mittel zum ‘wegschauen’ genützt. Oft ist die Verantwortung und die ‘Mitschuld’ die sich Leute zuschreiben eine schwere Belastung für die soziale Beziehung. Die beste Lösung für den Umgang mit einem sexuell missbrauchten Menschen, ist das Gespräch zu suchen, und vielleicht die Person selber zu fragen wie er/sie sich fühlt und wie er/sie behandelt werden will.

Hilfreiche Adressen: 

Frauenhelpline gegen Gewalt
0800 222 555
www.frauenhelpline.at
aoef.at

Notruf Beratung f. vergewaltigte Frauen und Mädchen
01/ 523 22 22
www.frauenberatung.at

Männerberatungsstelle
01/ 603 28 28
www.maenner.at

Text: Alexandra Stalzer
Faktorartikel: Heft 04/2013 - Seite 26