Brauchen wir einen starken Führer?

0 Comment

In ihrem Bericht ,,Fast jeder Dritte will starken Führer” aus der ,,Presse” vom 8.Mai 2014 schreibt Iris Bonavida über die Sehnsucht der österreichischen Bevölkerung nach einem ,,starken Führer” wie vor knapp 70 Jahren in der Zeit des Nationalsozialismus.

Laut einer Umfrage des Sora-Instituts gaben 29 Prozent der Befragten an, sich einen starken Führer zu wünschen, der sich nicht an demokratische Wahlen oder das Parlament kümmern müsse. Dieser Meinung waren vor allem Personen der bildungsfernen Schicht. Der Historiker Oliver Rathkolb erklärt diese Parallelen zur Zwischenkriegszeit mit der andauernden Wirtschaftskrise, die schon viele Menschen verunsichert und in die Arbeitslosigkeit geschickt hat. Hier müsse vor allem die Politik ein starkes Zeichen für eine sichere Zukunft setzen. Zudem wurden die Teilnehmer der Studie zu ihrem Geschichtsbewusstsein zur Zeit des Nationalsozialismus befragt. 56 Prozent der Befragten stimmten hier zu, dass man die vielen Diskussionen über den 2. Weltkrieg sowie die systematische Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden beenden sollte. Ein interessantes Detail der Studie sagt aus, dass jene Befragten mit Matura dem Nationalsozialismus viel kritischer gegenüberstehen als jene ohne Hochschulreife. Der Zukunftsfonds fordert daher ausdrücklich die Ausweitung des Angebots an politischer Bildung in allen Schulformen. Dieser Bildungsunterschied der Befragten spiegelt sich auch bei der Frage, ob Österreich das ,,erste Opfer” des Nationalsozialismus gewesen sei. 42 Prozent dieser 1015 Befragten und besonders jene ohne Matura stimmten dieser Aussage zu. Jedoch sind auch positive Tendenzen verbreitet, so verbindet rund die Hälfte der Teilnehmer nur oder ,,großteils Schlechtes” mit dem Nationalsozialismus. In der heutigen Zeit, also knapp 70 Jahre nach der Kapitulation der deutschen Wehrmacht, werden Feierlichkeiten und Gedenken veranstaltet, um an die unmenschliche Grausamkeit des nationalsozialistischen Regimes zu erinnern.

Ich kann diese Sehnsucht nach einer autoritär herrschenden Führungsperson nicht verstehen. Aber auch ich selbst wurde in meinem Umfeld mit ähnlichen Aussagen konfrontiert. Die Menschen haben Angst, Angst davor ihre Arbeit zu verlieren und sich und ihre Familie nicht mehr ernähren zu können. Diese Angst wird von rechten Parteien geschürt und trägt, wie im Bericht schon geschildert, besonders bei bildungsfernen Schichten Früchte. Deswegen muss der Ausbau politischer Bildung ein wichtiges Ziel der zukünftigen Bildungspolitik sein. Mit der Diskussion über den 2. Weltkrieg und den Holocaust abzuschließen, wie von rund 56 Prozent der Befragten gefordert, wäre ein schwerer Fehler und ein Armutszeugnis für die Aufbereitung der eigenen historischen Vergangenheit.

Mein Appell geht daher an die österreichische Spitzenpolitik. Es ist ihre Aufgabe die österreichische Bevölkerung über solche gefährlichen und demokratiebedenklichen Ideologien aufzuklären und davor zu warnen. Man muss den Menschen erklären, warum die Krise zustande gekommen ist und vor allem wer die Verantwortlichen dafür sind. Denn ,, Armut frisst Demokratie ” und der Weg zu einem starken Führer ist sicher nicht der richtige aus der Krise.