Buchrezension: Alte weiße Männer

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Das Buch „Alte weiße Männer“ ist Anfang März 2019 im KiWi Verlag erschienen. Geschrieben wurde es von Sophie Passmann welche als Internetfeministin bekannt wurde. Sie geht der Frage auf den Grund was einen alten weißen Mann ausmacht und wie man zu einem wird. Dafür trifft sie sich einen Sommer lang mit 15 bekannten und mehr oder weniger erfolgreichen Männern. Das Buch ist interessant und zynisch geschrieben, sodass man beim Lesen viel Spaß hat.

Die Autorin beginnt fast immer mit einem fast brachialen Einstieg in das Thema, nämlich mit der Frage: „Sind Sie ein alter weißer Mann?“ Manch einer souveräner als der andere erklären die Männer wieso eben sie nicht das Feindbild vieler sind sondern eigentlich die Guten. Wenn ihr einmal die Argumentation ihres gegenüber nicht passt entkräftet sie mit viel Sarkasmus die Argumente ihrer Gegner.

Obwohl Sophie Passmann den alten weißen Mann oft als Mythos und schwer greifbar darstellt, lässt sie es sich nicht nehmen am Ende des Buches eine relativ genaue Beschreibung des alten weißen Mannes abzugeben: „Alte weiße Männer sind die Männer, die den Wandel, …, als Bedrohung oder, …, als Witz betrachten. Es sind Männer, die nicht fähig sind, anzuerkennen, dass zumindest ein Teil ihres Daseins auf einer Ungerechtigkeit zwischen Mann und Frau beruht.“ Diese Beschreibung deckt sich fast zu hundert Prozent mit den Aussagen ihrer Interview Partner. Doch es gilt auch zu hinterfragen ob dies die einzig richtige Antwort auf ihre Frage ist. Der alte weiße Mann ist ein Produkt aus den Strukturen unserer Gesellschaft, nicht der Mann ist schuld daran sondern verschiedene Rollenbilder schreiben ihm sein Leben lang vor wie er sich zu verhalten hat. Das patriachale Gesellschaftssystem ist der Grundbaustein dafür, dass sich alte weiße Männer überhaupt entwickeln können. Das Patriachat erzählt Männern, dass sie stark sein müssen und wehe sie zeigen sich einmal emotional. Frauen hingegen werden Eigenschaften wie liebevoll, emotional und schwach zugeschrieben. Hierbei ist es kein Wunder, dass wir alle nur ein Zusammenspiel verschiedene gesellschaftlicher Komponente sind, bei denen es verschiedenen Abwandlungen gibt, sowohl ins bessere als auch ins schlechtere.

Dieses Buch ist jedoch nicht fehlerfrei: Sophie Passmann schreibt teilweise erschreckend unreflektiert, sodass im Buch mehr als nur ein sexistische Hoppla vorkommt. Nicht von ihren Interviewpartner sondern von der Autorin selbst wird immer wieder von alten Rollenbildern (nicht zynisch) Gebrauch gemacht.

Die größte Problematik stellt sich aber im Hinblick auf das Interview mit Rainer Langhans. Nicht nur, dass dieser mit ziemlich offensichtlich sexistischen Aussagen wie: „Dieser ganze Opfer-Feminismus versucht nicht, zu entdecken, wer die Frau eigentlich ist und was sie will“ und der Meinung seine Kommune sei „ein höchst feministisches Projekt“, sondern auch die Tatsache, dass er in Interviews den Nationalsozialismus als „fehlgeleitete Gottsuche“ und Hitler selbst als „verhinderten Spirituellen“ bezeichnete. Sophie Passmann ist vorzuwerfen sich nicht im Vorfeld über Rainer Langhans informiert zu haben, und somit hat sie ihm eine Bühne für seine verdrehte Weltanschauung gegeben.

Alles in allem ist das Buch zum größten Teil gut gelungen und lesenswert,  das Kapitel über Rainer Langhans kann man aber getrost auslassen,  dort findet man sicher nicht die große Erleuchtung.